Lee J. part 2

Das Geräusch meines Würgens erfüllt den ganzen Flur. Es sind viel zu viele Lichter, der Bass dröhnt in meinem Kopf und meine Sicht ist vernebelt; wie ein Fliegennetz sehe ich einzelne, dunkle Punkte. Mehr nicht. Lee streicht mir sachte über den Rücken und hält mit der anderen Hand meine Haare aus meinem Gesicht. "Pst", sagt er. "Pst. Es wird alles gut Kleines."
Als ich fertig bin, rutsche ich mit dem Rücken die Wand herunter und sacke in mich zusammen. Er lässt sich elegant neben mich fallen und reicht mir eine Zigarettenpackung, aus der ich mit Feuer und Kippe herausnehme und anzünde. "Das ist alles so am Arsch", wispere ich, "ich meine, dafür kann doch keiner Leben wollen?" Auf Lees Frage, was ich meine, deute ich mit meiner Hand auf die Party, die mittlerweile eher ein suizidakt ist. Viele halb nackte (aber nicht mehr angezogene Mädchen als ich), saßen auf den Böden oder auf den Schößen von irgendwelchen volljährigen Kerlen und befahlen vorbeilaufenden ihnen einen Vodka zu bringen. Auf dem Boden sammeln sich Pfützen von Kotze und anderen ekelhaften Substanzen. Lee lacht leise.
"Schätzchen", sagt er, "Wir beide sind nur hier um der Welt zuzusehen, wie sie zu Grunde geht. Wir beide sind die Zeugen dafür, was wir uns hier antun, nur um zu vergessen. Wir sind keine normalen vorzeige Kinder, die von ihren Eltern auf die besten unis geschickt werden. Wir sind keine Interessierten Schüler, die nur gute Noten schreiben. Uns hat man kein Glück in die Wiege gelegt. Wir haben Eltern vor unseren Augen sterben sehen, hassen uns selbst, zerstören alles, weil wir nicht anders wissen wie wir anders damit umgehen sollen, das wir kein Verlangen spüren, zu leben. Aber Kleines, mach dir keine Sorgen, so lange du lebst werde ich dir deine zerbrechliche Hand halten und dir den Weg zeigen. Ich lasse nicht zu, das du endest. Ich werde dir ein Leben bieten, das es sich zu leben lohnt. Denn ich liebe dich, mein Mädchen. Du bist genauso abgefuckt wie ich, und deswegen liebe ich dich. Wir sind eins, okay? Für immer mein."
"Für immer dein", flüstere ich, während mir Tränen die Wangen hinunter rollen. Während er mich hinaus in die frische Luft trägt, schlafe ich langsam ein, und habe den schönsten Schlaf, den ich je gehabt habe.

Lee, wo bist du, verdammt?

2 Kommentare:

  1. Jenny, gerade hasse ich mich dafür das ich so wenig hier war und all das nicht mitbekommen habe. Mein Freund, oder eher mein bester freund, ich weiß nicht wie ich ihn nennen soll er ist so viel mehr und dennoch nichts, hat sich ebenfalls umgebracht vor ein paar Monaten deswegen verstehe ich das vielleicht ein bisschen. Bei mir hat Klinik nichts gebracht und Medikamente haben nur dafür gesorgt das ich keine zu starken emotionen habe und haben mich taub gemacht. Von allem. Ich weiß nicht, ein teil von mir hofft das es dir besser gehen wird auch wenn ich weiß das es wahrscheinlich nie wieder so werden wird.
    Das ist leider zu spät, jedoch hoffe ich das du etwas von dir wiederfindest.
    Ich hoffe, deine trauer lässt dich irgendwann für ein paar momente atmen.

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  2. ab den teil von deiner Lee müsste ich lächeln.
    ich bin so froh, dass du sie hast. ich hoffe das für immer beisammen sein könnt, und die zerstörung der welt in euch aufsaugen könnt.


    ich denke an dich.

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